Um vor dem Hintergrund der übermächtigen Online-Konkurrenz die eigenen finanziellen Überlebenschancen zu erhöhen, ist man im Bucheinzelhandel schon seit einiger Zeit dazu übergegangen, den Umsatz durch den vermehrten Verkauf sogenannter Nichtbuchmaterialien wie Schreibwaren, Schlüsselanhänger oder Spielzeug anzukurbeln. Unter diesen meist im Kassenbereich feilgebotenen Artikeln habe ich kürzlich ein parkscheibenähnliches, als „Kunstkritik-Scheibe“ bezeichnetes Utensil entdeckt, mit dem sich, durch das wechselseitige Drehen mit zahlreichen Fachbegriffen bedruckter Pappräder, nicht weniger als 50.625 „Aussagen über die Kunst“ bilden lassen. Dabei lassen sich …

Das Rote Zebra: Eine Künstlergruppe stellt sich vor
Das ZEBRA fängt mit Z an und hört mit A auf
Das Z ist schwarz
Das A ist weiß
Das EBR ist zwischen den Streifen
Dies lässt sich allerdings nicht über alle Vertreter dieser Spezies behaupten. Wer Mitte November in der Carlstadt unterwegs war, konnte das Glück haben, dem einzigartigen Exemplar eines roten Zebras zu begegnen. Dabei handelt es sich jedoch nicht um einen vierhufigen Steppenbewohner, sondern um eine achtköpfige Künstler-Kooperative, deren Werke zur Zeit in der Direct Art Gallery zu sehen sind und deren Arbeitsmittelpunkt sich …

FORT: Sweet Sickness
Wie sich beim Zappen durch Fernsehprogramme, dem Durchgehen von Radiosendern oder einem Blick auf Buchhandlungsregale konstatieren lässt, geben Liebesgeschichten ein wie eh und je gängiges Thema innerhalb unterhaltungskultureller Genres ab, wohingegen sich die Hochkunst im Zuge der jüngsten Epochen zu einer eher libidofreien Zone entwickelt hat. Darstellungen von Putten und Schmetterlingen umspielter, mehr oder weniger bekleideter Paare, die bis zum Anbruch der Moderne zum festen Repertoire der profanen und mythologischen Ikonographie gehörten, laufen heute Gefahr, den Einwand der Trivialität oder der Obszönität zu erregen. Dabei lassen sich, wie im Motiv eines Schachspiels, welches …

Matthias Wollgast: Terminal Hel
Eine signifikante Gemeinsamkeit zwischen dem New Yorker Bildhauer Bill Wechsler, dem Impressionisten Claude Lantier und dem blinden Nachkriegsavantgardisten Manuel Kaminski liegt in der Tatsache, dass es sich bei ihnen nicht um reale Personen, sondern um literarische Charaktere handelt. Dass die Erweiterung des schöpferischen Radius’, welche sich vom Schreibtisch aus über die Figur eines erfundenen Künstlers herbeiführen lässt, eine gern wahrgenommene Option darstellt, lässt sich prominent anhand einer von Hans Magnus Enzensberger herausgegebenen Enzyklopädie fiktiver Künstler von 1605 bis heute vor Augen führen. Inexistente Künstler fertigen …

Christopher Lehmpfuhl: Vor Ort. Neue Bilder
Farbe bezeichnet gemeinhin eine optische Qualität physischer Erscheinungen wie auch eine aus Pigmenten und Bindemitteln bestehende Substanz, wobei Letzteres seit jeher zur bildlichen Wiedergabe von Ersterem verwendet wird. Im Zuge dieses Vorgangs wird die Farbe zum zweideutigen Medium, welches zwischen der eigenen Beschaffenheit und der Anmutung des Dargestellten oszilliert. Selbst- und Fremdreferentialität bilden also dem Malmaterial inhärente Faktoren, aus deren Zusammenspiel sich maßgebliche qualitative Merkmale ergeben. Dass dahingehende Kriterien ebenso wie die ihnen zugrundeliegenden Konventionen einem sukzessiven Wandel unterliegen, lässt sich am Beispiel kunstgeschichtlicher …

Yongchang Chung und Norbert Frensch: Neue Bilder
Die aktuell im Museum Kunstpalast gezeigte Ausstellung Black & White geht mit der ambitionierten Zielsetzung einher, eine repräsentative Zusammenstellung schwarzweißer Kunstwerke von der Renaissance bis heute im Rahmen einer homogenen Gesamtschau zu präsentieren. Da das bloße Kriterium der Nichtfarbigkeit unter Einbeziehung aller denkbaren Ansätze nur bedingt als strukturierte inhaltliche Eingrenzung funktioniert, wird auch die Fülle aller hier unter einen Hut gebrachten Implikationen eher allgemein abgehandelt. Parallel bietet die in fußläufiger Nähe zum Ehrenhof gelegene Galerie Anette Müller die Gelegenheit, zwei Positionen kennenzulernen, die im obigen Kontext als sinnvolle Ergänzungen …

Jim Lambie: Both Ends Burning
Die Erfindung des iPhones ermöglicht es mir, ausländische Radiosender in digitaler Qualität zu hören. Als besondere Bereicherung hat sich diesbezüglich BBC6 erwiesen, das sich über eine schicke und benutzerfreundliche App abrufen lässt. Einige der dort auftretenden DJs wie Tom Ravenscroft, Stuart Maconie oder der auch als Sänger nicht ganz unbekannte Jarvis Cocker sind wahre Pop-Archäologen, die im Rahmen ihrer Sendungen unterhaltungsmusikalische Ausgrabungsfunde aus diversen Regionen und Epochen präsentieren. Dem Aktualitätsbezug wird dabei, ebenso wie der in Deutschland vergleichsweise dogmatisch betriebenen Scheidung von Mainstream und Avantgarde, eher geringe Relevanz beigemessen.

Raphael Brunk und Johannes Post: neu ist alles was ich habe
1979 veröffentlichte der britische Schriftsteller Douglas Adams seinen Debutroman “Per Anhalter durch die Galaxis”. Das an turbulenter Handlung überreiche Buch schildert unter anderem, wie Außerirdische einen Supercomputer entwickeln, der im Zuge einer 7,5 Millionen Jahre andauernden Rechenoperation die Antwort auf die Frage „nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“ ermittelt. Das mit Spannung erwartete Resultat lautet „42“, was die mit der Ergebnisauswertung betrauten Spezialisten vor die unlösbare Frage nach dem mittlerweile längst wieder vergessenen Wortlaut der ursprünglichen Frage stellt. Aus diesem Anlass trifft man daraufhin die Entscheidung, einen …